1870 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Traut, Heinrich Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Fortbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
280
Die süddeutschen Staaten.
jetzt ebenfalls Preußischen Provinz besitzt. Doch ist wohl anzunehmen, daß
die Umlegungen nicht mehr lange auf sich warten lassen. Einen Rückschritt
in dem Bestreben des Zollvereins, Deutschland in natürliche Gebiete zu zer-
legen, muß man in der neuesten Verordnung sehen, wonach das so sehr zer-
splitterte Herzogthum Braunschweig jetzt alle seine Gebietstheile wieder unter
eine Verwaltung vereinigt, während früher Amt Calvörde und Kreis Blan-
kenburg zur Zollprovinz Sachsen (Magdeburg), Amt Thedinghausen bei Bre-
men zu Hannover gehörte.
Wir haben noch die Zollvereinsausschlüsse zu erwähnen. Die
Zollausschlüsse im südlichen Baden beanspruchen kein größeres Interesse als
der Anschluß der Oesterreichischen Gemeinde Jungholz. Man hat die sehr
complicirte Badische Grenzlinie durch Ausschluß der vom Kanton Schaffhausen
umschloffenen Gemeinden vereinfacht. Wichtiger sind die Zollausschlüffe des
Nordens, die, obgleich wiederum auf fünf einzelne Punkte vertheilt, doch mit
einem Wort die deutschen Freihafengcbiete genannt werden können.
Während bei dem Hamburgischen Cuxhaven lediglich die Hafen-Etablisse-
ments in unmittelbarer Nähe des Wassers außerhalb der Zollgrenze liegen,
schlingt sich die letztere beim Oldenburgischen Freihafen Brake an der Weser,
so wie bei Bremerhaven und dem unmittelbar daran stoßenden Hannöver-
schen Hafen Geestemünde wenigstens um die äußeren Stadtgrenzen Eine
freiere Enthaltung ist den beiden Hauptccntren, Bremen und Hamburg-
Altona gestattet. Während erstere Stadt von ihrem Gebiet nur kleinere
Gebietsthcile (0,^„ Q.-M. und 435 Bewohner) dem Zollverein übergeben
hat, wird von Hamburg der größere Theil (1,617 Q.-M. und 7838 Be-
wohner) abgetrennt; freilich verbleibt auch Hamburg noch ein genügendes Ge-
biet, um sich außerhalb der Grenze auszudehnen, da ja auch die gesammten
Elbinseln ausgeschlossen sind. (Nach „Petermann's" Mittheilungen.)
Drittes Haumück: Die süddeutschen Staaten.
§. 157. Das Königreich Bayern.
1. Das Königreich Bayern hat 1 381,55 Q.-M. und 4,824,400
Einw., es erstreckt sich vom Nordfuße der Alpen über die Hochebene der
obern Donau und das schwäbisch-fränkische Terrassenland bis zum Main.
Eine kleinere Masse, die Rheinpfalz oder Rheinbayern, liegt am linken
Rheinufer.
2. Fast die Hälfte ist Gebirgsland, das übrige eine hügelige oder
wellige Hochebene. An der südlichen Grenze erheben sich Zweige der
Allgäuer, die Bayrischen und Salzburger Alpen mit ewigem
Schnee und Gletschern; die östliche Grenze bildet der Böhmerwald
und der Bayrische Wald (zwischen jenem und der Donau); von N.
erstreckt sich der Frankenwald und das Fichtelgebirge; im Nw.
liegen die Rhön und der Spessart; von W. endlich dringen Zweige
der Rauhen Alp, der Spessart und der Steigerwald ins Land.
Bayern hat zwei Hauptflüsse: die Donau, welche das Land in
seiner ganzen Breite von W. nach O. durchfließt, und von S. her die
Iller, den Lech, die Isar und den Inn mit der Salzach aufnimmt, von
N. die Altmühl, die Naab und den Regen; — den Main, der aus
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- Autor: Traut, Heinrich Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
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- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Fortbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Das Großherzogthum Hessen.
287
Heidelberg, 18,000 Einw., am Neckar, Universität, alte kur-
pfälzische Haupt- und (bis 1720) Residenzstadt. In dem Schloßkeller
„das große Heidelberger Faß", welches 250 Fuder Wein faßt. Hoch
über dem Schloß erhebt sich der Kaiser- oder Königsftuhl, ein isolirtes
kleines Gebirge, welches 2000' (650 M.) hoch ist. Der Park von
Schwetzingen ist eine Meile von Heidelberg. Die Stadt hat ausgezeich-
nete Bierbrauereien, Fabriken, Obst-und Weinbau, Handel und Schiffahrt.
Mannheim, 35,000 Einw., an der Neckarmündung, hat lebhafte
Rheinschiffahrt, ist sehr regelmäßig gebaut, die Straßen durchschneiden
sich in rechten Winkeln. (In den Kriegen unter Ludwig Xiv. nieder-
gebrannt.) Weinheim, 6000 Einw., an der Bergstraße.
Anmerk. Die Bergstraße zieht sich am westlichen Rande des Odenwaldes
von S. nach N., von Darmstadt bis Heidelberg, zwischen Weinbergen und der mittel-
rheinischen Ebene, berühmt wegen der Schönheit ihrer Lage, der Milde des Klimas
und der trefflicken Obstbäume, besonders Wallnußbäume (auch Mandeln und echte
Kastanien), welche diese Straße besetzen.
Mosbach, 3600 Einw., am Elzbach, Fayencefabrik. Werth-
heim, 3400 Einw., am Einfluß der Tauber in den Main. Tauber-
bischofheim, 2700 Einw., an der Tauber.
Baden, 8900 Einw., in einem Thäte des Schwarzwaldes, mi
heißen Quellen und Bädern. Nastatt, 7600 Einw., an der Murg,
Festung.
Osfenburg, 5000 Einw., an der Kinzig.
Freiburg im Dreisgau, 20,000 Einw., katholische Landesuni-
versität, Sitz eines Erzbischofs, hat einen berühmten Münster. In der
Nähe die Ruine Zähringen. Alt-Breisach, 3300 Einw., sonst starke
Festung.
Lörrach, 5000 Einw., Kattunfabriken.
Waldshut, 2000 Einw., am Rhein.
Billingen, 4400 Einw., Getreidehandel. Donaueschingen,
3000 Einw., Ursprung der Donau. Neustadt, im Schwarzwalde, Mit-
telpunkt der Uhren- und Strohhutfabrikation.
Constanz, 9000 Einw., am Ausfluß des Rheins aus dem Bo-
densee, ehemalige Reichsstadt. Kirchenversammlung 1414—1418 (Huß'
Verbrennung). In der Nähe die Inseln Reichenau und Mein au.
§. 160. Das Großherzogthum Hessen.
1. Das Großherzogthum Hessen mit 139,6s Q.-M. und
823,000 Einw., besteht aus zwei getrennten Landestheilen, einem süd-
lichen, durch den Rhein in die Provinzen Starkenburg und Rheinhessen
getrennten Theil, und einem nördlichen, Provinz Oberhessen.
2. Oberhessen wird von dem Vogelsberge und den Verzwei-
gungen des Taunus und des Westerwaldes bedeckt und von der
Lahn, Nidda, Wetter, Eder und Fulda bewässert. Der Boden
ist steinig, nur in der Ebene der Wette rau sehr fruchtbar.
Der südliche Theil wird vom Rhein durchflossen, vom Main,
der Nahe (an der Westgrenze) und dem Neckar berührt, hat mildes
Klima und die Vegetation Süddeutschlands. An der östlichen Seite
geht der Odenwald, mit dem über 2000' (650 M.) hohen Katzen-
buckel und dem 1650' (536 M.) hohen Malchen oder Melibocus,
und ihm zur Seite, westlich, die Bergstraße.
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Allgemeines von Deutschland.
§. 154. Abstammung der Bewohner.
1. Die Deutschen bilden die Hauptmasse des germanischen Volks-
stammes, außerdem Slaven, Wallonen und Franzosen und Juden.
2. Die Slaven machen den größten Theil der Bevölkerung an
den östlichen Grenzen Deutschlands und an der Ostsee aus, und' ihre
Stämme sind, in Posen: Polen und Polaken; in Ost-Preußen: Ma-
suren; in Pommern: Kassuben und Wenden; in Schlesien, der Lausitz
und Sachsen: Wenden und Serben; in Böhmen: Czechen; in Mähren
und Schlesien: Slowaken; im Oesterreichischen: Kroaten rc. Die Litthauer
gehören zu den Letten.
3. Wallonen und Franzosen leben in der Pfalz und in Rhein-
preußen, und Juden, über eine halbe Million, zerstreut/
4. Die deutschen Hauptstämme sind: die Alemannen in Baden,
die Schwaben in Württemberg, die Bayern im südlichen Bayern, die
Franken und Hessen, die Lothringer in Trier rc., die Thü-
ringer, die Sachsen, die Friesen rc?
5. Die deutsche Sprache wird in vielen Dialecten gesprochen,
unter denen die hochdeutsche Sprache zur Schriftsprache geworden ist.
§. 155. Religion, Beschäftigung und Gesittung.
1. In Süddeutschland ist die katholische Confession vorherr-
schend, mit etwa 23 Mill. Bekennern; in Norddeutschland die Prote-
st a n t i s ch e (Uniirte, Lutheraner und Reformirte), mit etwa 17 Millionen.
Außerdem die Secten der Herrnhuter, Mennoniten, Quäker, Deutsch-
katholiken rc.
2. Etwa zwei Drittel der Bevölkerung beschäftigen sich mit Acker -
und Bergbau, Viehzucht, Forstwesen; das letzte Drittel mit Industrie
und Haudel. Die Industrie hat sich sehr aufgeschwungen, namentlich in
Garn- und Leinwandbereitung, Baumwollenwaaren, Stahl- und Eisen-
arbeiten, Porzellaywaaren, Schnitzwaaren, Glas- und Töpferwaaren, in
Leder, Papier, Zucker, Oel, Bier, Brantwein rc. Der Handelsverkehr
ist fortwährend im Steigen begriffen, durch die Lage sehr begünstigt,
und besonders hat der Zollverein zur Belebung des Handels viel bei-
getragen. Hamburg Welthandelsstadt, Leipzig mit seinen Messen rc.
3. Die Bildung aller Classen der Bevölkerung ist mit Hilfe des
im allgemeinen trefflich eingerichteten Volksschulwesens, der Real-, Ge-
werbe- und Handelsschulen, einer Menge Gymnasien und Universitäten
niit landwirthschastlichen Lehranstalten, Bergacademien rc. sehr vorge-
schritten. Deutsche Gelehrsamkeit ist weltberühmt.
§. 156. Länder und Staaten.
1. Deutschland constituirte sich in Folge des Krieges von 1866 zu
einem neuen Staatensystem, indem der Deutsche Bund aufgelöst wurde
und an seine Stelle, zunächst für die Staaten nördlich des Mains (der
sogenannten Mainlinie), der Norddeutsche Bund unter-Preußens Führer-
schaft trat.
2. Wir theilen die deutschen Länder in die deutsch-österreichischen
Länder, die süddeutschen Staaten und den norddeutschen Bund.
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- Inhalt: Zeit: Geographie
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Die süddeutschen Staaten.
bedeutende Pferdemärkte, Gmünd, 8000 Einw., alte Reichsstadt. Hall,
7300 Einw., am Kocher, alte Reichsstadt, Salzwerk. Mergentheim,
3000 Einw., an der Tauber. Sitz des deutschen Ordens, seitdem er
(1525) Preußen verloren.
4. Donaukreis. Utm, 24,000 Einw., am linken Donauuser,
alte Reichsstadt, im Mittelalter bedeutend („Ulmer Geld geht durch die
ganze Welt.") Der Dom die größte und höchste Kirche in Deutschland.
Ausgangspunkt der Donauschiffahrt. Nördlich liegt -der Marktflecken
Hohenstaufen, mit Ruinen des Stammschlosses der^Hohenstaufen (im
Bauernkriege 1525 verwüstet). Biberach, 6500 Einw., ehemalige
Reichsstadt, Wieland's Geburtsort (1733). Friedrichshafen, 2500
Einw., Württembergische Bodensee-Station.
§. 159. Das Großherzogthum Baden.
1. Baden hat 278,064 Q.-M. und 1,435,000 Einw., liegt zwi-
schen Württemberg und Rhein und erstreckt sich, 60 Meilen lang, 2 bis
6 Meilen breit, im Süden 18 Meilen breit, von Norden nach Süden,
vorn Odenwald und Spessart bis zur Schweiz.
2. Es umfaßt den östlichen Theil der oberrheinischen Tiefebene, das
Schwarzwaldgebirge und die Hügellandschaften am Bodensee und zwischen
Neckar und Main. Der südliche Theil des Odenwaldes, und der süd-
westliche Theil des schwäbischen Jura dringen in das Land.
Es gehört zum größten Theile dem Rheingebiete, zum kleinsten dem
Douaugebiete an.
3. Je näher dem Rhein, je milder das Klima; hier gedeiht Ge-
treide, (Spelz), Mais, Tabak, Hanf, Flachs, Krapp, Waid, Obst,
Kastanien und Wein. Holz liefert der Schwarzwald, Eisen ist in ziem-
licher Menge vorhanden, Salzwerke und Mineralquellen besitzt das
Land viele.
Ausfuhrprodukte: Wein, Vieh, Getreide, Hanf, Holzuhren,
Tabak (140,000 Centner), Holzwaaren und Bijouterien, Uhren.
1123/4 Meilen Eisenbahn, 2l9,z Meilen Telegraphen.
4. Staatsausgaben 11, Schuld 85, Papiergeld 3,? Mill. Thaler.
Stehendes Heer 14,812 Mann (Kriegsfuß 45,397).
5. Die Einwohner sind größtentheils katholisch und beschäftigen sich
mit Viehzucht, Land-, Obst-, Wein- und Bergbau, Wollweberei und
Holzarbeiten (Schwarzwälder Uhren), Eisenarbeiten. Der Handel ist
gehoben.
6. Baden ist ein conftitutioneller Staat und wird in 11 Kreise
eingetheilt.
Hauptstadt Karlsruhe, 32,000 Einw., 1 7* Stunde vom Rhein,
ist fächerig gebaut, so daß man vom Schloß aus in alle Straßen sehen
kann, mit Ausnahme einer langen Querstraße; in den im N. und Nw.
die Stadt umgebenden Hartwald laufen vom Schloß 21 Alleen. Be-
rühmtes Polytechnicum. Nahe vor der Stadt liegt das ehemalige Be-
nediktinerkloster Gottesau, das jetzt in eine Kaserne umgewandelt ist.
Südöstlich liegt Pforzheim, 16,000 Einw., an der Enz, gewerbsame
Fabrik-und Handelsstadt; östlich liegt Breiten, 3500 Einw., Melanch-
thon's Geburtsort (1497). Bruchsal, 9000 Einw., mit schönem Schloß.
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288
Die süddeutschen Staaten.
3. Außer den gewöhnlichen Produkten wird im Lande viel Wein
gewonnen am Rhein, Main und an der Bergstraße. Fast Vz der gan-
zen Oberfläche ist Waldung. Kupfer, Eisen, viele Braunkohlen und Salz.
Ausfuhrprodukte: Getreide, Vieh, Wein, Obst, Leder, Tapeten.
45,0 Meilen Eisenbahn.
4. Staatsausgaben 5,84, Schuld 8,54, Papiergeld 2,44,
Ban knoten 3, gg Millionen Thaler. Stehendes Heer 84l2mann.
5. Die Bewohner, meist protestantisch, beschäftigen sich mit Acker-
bau und Viehzucht, Wein- und Obstbau, Leinwand- und Lederfabri-
kation; der Handel wird durch die Lage des Landes begünstigt.
6. Das Großherzogthum hat landständische Verfassung und wird
in drei Provinzen, Starkenburg, Rhein- und Oberheffen, wovon die
letztere Provinz, mit 60,19 Q.-M. und 257,480 Einw., zum Norddeut-
schen Bunde gehört.
I. Die süddeutschen Provinzen.
1. Fürstenthum Starkenburg. Hauptstadt und Residenz
Darmstadt, 31,000 Einw., am Anfange der Bergstraße, mit schönem
Schloß, der Statue Ludwigs 1. re. Bei Heppenheim an der Berg-
straße liegen die Trümmer der Feste Starkenburg. Gernsheim,
3600 Einw., am Rhein. Tribur, war eine kaiserliche Pfalz (Palast)
der Karolinger. Offenbach, 20,000 Einw., am Main, betriebsame
Handels- und Fabrikstadt (Portefeuille-Waaren). Wimpfen, 2000
Einw., am Neckar, ehemalige Reichsstadt, Saline. Rumpenheim,
Schloß am Main.
2. Provinz Rheinhessen. Mainz, 43,000 Einw., am linken
Rheinufer unterhalb der Mündung des Main, Straßen eng und finster,
der Dom alt (aus dem 10. Jahrhundert), ehemalige Bundesfeftung,
nächst Köln Hauptort für den Rheinhandel. Hier erfand Guttenberg
die Buchdruckerkunst (1436). Kastell, Festung und Stadt, Mainz ge-
genüber. Worms, 13,000 Einw., am Rhein, alte Hauptstadt der
Burgunder, mit Dom. Reichstag 1521. Weindörser: Nierstein,
Laubenheim, Bodenheim. Oppenheim, 3000 Einw., am Rhein,
Weinbau. Ingelheim, 5000 Einw., Pfalz der Karolinger und oft-
mals Residenz Karls des Großen. Bingen, an der Mündung der
Nahe in den Rhein, mit vortrefflichem Weinbau. Unterhalb der Stadt
ist das bekannte Binger-Loch, d. i. die Stelle, wo sich plötzlich die
Felsen dem Rheinufer nähern und sein Bett durchsetzen, wodurch ehe-
mals die Fahrt bei niedrigem Wasserftande gefährlich wurde. (Der
Mäusethurm auf einer Insel mitten im Rhein.)
Ii. Provinz des Norddeutschen Nundes.
3. Fürftenthum Oberhessen. Gießen, 10,000 Einw., an
der Lahn, Universität. Friedberg, 4600 Einw., in der Wetterau, ehe-
malige Reichsstadt. Nauheim, 2400 Einw., Bad.
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- Inhalt: Zeit: Geographie
Das Königreich Preußen.
303
herunter, über welche das oben gesammelte Wasser in Kaskaden herab-
stürzt, und zuletzt eine Fontaine mit einem 180' hohen Wasserstrahle
bildet. Hofgeismar, 3500 Einw., Gesundbrunnen. Karlshafen,
am Zusammenfluß von Weser und Diemel, treibt Speditionshandel.
Rinteln, an der Weser, Schiffahrt. Allendorf, 3000 Einw., an
der Werra. Eschwege, 7000 Einw., an der Werra. Melsungen,
3500 Einw., an der Fulda. Hersfeld, 6000 Einw., anderfulda. Roten-
burg, 3000 Einw., an der Fulda. Marburg, 7000 Einw., an der Lahn,
Universität. Ziegenhain, 1600 Einw., an der Schwalm, Festung,
von Morästen umgeben. Hanau, 19,000 Einw., am Einfluß der Kin-
zig in den Main, lebhafte Fabrikstadt (in Wolle, Baumwolle, Seide,
Leder). Gelnhausen, mit alter Burg, (oft Friedrich Barbarossas Re-
sidenz). Standesherrschaft Isenburg mit 7 Q.-M. und 22,000
Einw. Fulda, 10,000 Einw., an der Fulda, Sitz eines Bischofs,
Banmwollenfabriken. Im Dome die Gruft des h. Bonifacius. Gers-
feld, 1700 Einw., an der Fulda, und Tann, 1000 Einw., an der
Ulster, beide vor 1866 bayerisch. Schmalkalden, im Thüringer-
walde, mit Eisen- und Stahlwaaren. Schmalkaldischer Bund 1531.
2. Regierungsbezirk Wiesbaden. Wiesbaden, 30,000
Einw., am südlichen Abhange des Taunus, 1 Stunde vom Rhein, hat
15 heiße Quellen, schöne Straßen und Anlagen. Biberich, 5600
Einw., am Rhein, früher herzogliche Residenzstadt. Nassau, 1400
Einw., an der Lahn. Weilburg, 3000 Einw., ehemaliges Residenz-
schloß. Limburg, 4000 Einw., an der Lahn, Sitz des katholischen
Landesbischofs. Dillenburg, 3000 Einw. Weinorte am Rheine:
Hochheim, Geisenheim, Rüdesheim, Johannisberg, As-
mannshausen, Hattenheim (Markobrunner). Bäder und Quellen:
Selters, Schwalbach, Ems, Schlangenbad, Homburg vorder
Höhe, 7000 Einw., am Fuße des Taunus, mit einer Spielbank.
Frankfurt a/M., 78,000 Einw., ehemaliger Sitz der deutschen Bun-
desversammlung und der fürstlichen Thurn- und Taxi scheu Generalpoft-
direction, am rechten Mainufer, mit dem auf dem linken liegenden klei-
nern Stadttheile wachsen Hausen durch eine Brücke verbunden. Wich-
tiger Handelsplatz (Wechsel- und Speditionsgeschäfte). Handelsmessen
zu Ostern und zu Michaelis. Vereine für Kunst und Wissenschaft. Öf-
fentliche Plätze: der Roßmarkt (mit dem Schauspielhause), der Römerberg
(mit dem mit den Bildnissen aller Kaiser geschmückten Rathhaus-Saale
des Römers), der Liebfrauenberg. Im Dome das 1352 errichtete Grab-
mal des Deutschen Königs Günther von Schwarzburg. Unter den Kir-
chen zeichnet sich die Paulskirche aus. In der großen Eschenheimer Gasse
ist das Thurn- und Toxische Palais (mit 140 Gemächern). Die Zeil
ist die beste Straße. Die alten Stadtwälle sind in Spaziergänge um-
gewandelt. Ausgezeichnete Gasthöfe. Das Frankfurter Journal' ist die
älteste gedruckte Zeitung (1615). Goethe's Geburtsort (1749).
Wetzlar, 5500 Einw., an der Lahn. Sitz des Reichökammerge-
gerichts (von 1693 —1806).
§. 163. Das Königreich Sachsen.
1. Sachsen hat 271,83 Q.-M. und 2,423,400 Einw., wird von
Preußen, Oesterreich, Bayern, den reußischen und herzoglich sächsischen
1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Vii. Deutschland.
159
Baien, und Württemberg wurden zu Königreichen, Baden und Darmstadt
zu Großherzogthümern mit Gebietserweiterungen erhoben; die Fürsten wur-
den für souverain erklärt unter dem Protectorat Napoleons und bildeten
nun in der engsten Verbindung mit Frankreich den Rheinbund (s. Bd. I.
S. 528). Zugleich waren durch diesen mittelst der Mediatisirung eine
Asenge kleiner Reichsfürsien verschlungen und anderen Staaten einverleibt
worden. Das deutsche Reich war hierdurch aufgelöst, und 1806 legte
Kaiser Franz die deutsche Kaiserkrone nieder. Zu spät versuchte Preußen
1806, in Verbindung mit Sachsen und in Hoffnung auf russischen Beistand,
den Kampf mit Frankreich und allen ihm verbündeten Ländern. Die einzige
Schlacht bei Jena und Auerstädt, 14. Oktober 1806, vernichtete alle Hoff-
asch
sieger-
preußischer
Festungen erleichterte den Franzosen das schnelle Vordringen. Auch
Friede
preußische
überschritten
Preußisch-Eilau, 8. Februar 11
Franrosen bei Friedland über di
sehen Elbe und Rhein, aus welchen wie aus Hessen und Hannover das neue
Königreich Westphalen zusammengesetzt wurde, und das ganze ehemalige
Südpreußen, welches unter dem Namen eines Herzogthums Warschau dem
ernannten und in den Rheinbund getretenen Kurfürsten von
Nur noch in Oesterreich lebte für Deutschland ein
zum
Sachsen gegeben ward.
Funken der Hoffnung, und die dort allgemeine Stimmung ließ allerdings
die größten Anstrengungen erwarten. Der Zeitpunkt 1809 schien günstig:
Napoleons beste Heere wareii in Spanien in einem verzweifelten Kampfe
begrissen, und in ganz Deutschlaiid regte sich Hoffnung und innige Theil-
nahme für Oesterreich. Noch einmal sollten Napoleons überlegene Talente
~ is volle Maß der Unterjochung und Schmach em-
pfinden. Die Schlachten bei Abensberg, Thann, Eckmühl un
20.—22. April 1809, vernichteten einen bedeutenden Theil der österreichi-
schen Heere; die deutschen Fürsten, vielleicht zum Abfall geneigt, blieben
dem Rheinbünde getreu; nur die Tiroler erhoben sich mit Heldenmuth
unter Andreas Hofer's Anführung, und zum zweiten Male zog Napo-
leon als Sieger in die Kaiserstadt ein. Der Sieg des Erzherzogs Karl
bei Aspern 21.—22. Mai, erweckte schöne Hoffiumgen; in dem erschöpften
Preußen regte sich lebhafte Theilnahme, und eine kleine Heldenschaar unter
dem Major Schill wagte auf ihre eigene Hand, das Zeichen zum Los-
brechen zu geben. Auch diese Hoffnungen wurden vereitelt, Schill fiel in
Stralsund durch Mitwirkung Dänemarks; die Schlacht bei Wagram, 5.—■
6. Juli, endete den Krieg, und nur der vertriebene Herzog von Braun-
schweig an der Spitze eines kleinen Heeres durchzog rühmlich Deutschland,
von Böhmen bis an die Nordsee, um sich nach England einzuschiffen und
die Franzosen in Spanien wieder aufzusuchen. Durch den Frieden von
Wien, 14. Oktober, verlor Oesterreich alle Verbindung mit dem Meere,
mußte die edlen Tiroler ihrem Schicksale überlassen und sich zu dem harten
Opfer entschließen, sich mit seinem Erbfeinde durch die Vermählung der
Erzherzogin Marie Louise mit Napoleon 1810 zu verbinden. Jetzt war
1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
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- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
174
A. Europa.
Normannen angeschlossen. Es ist keine dieser Nationen, deren Sprache und
Sitten nicht entweder in ganz Deutschland oder doch in einem Theile des-
selben verstanden würden, und sie können alle zu uns kommen und irgend
eine Gegend bei uns finden, in der sie sich fast wie zu Hause fühlen mögen.
Wir haben daher Gelegenheit, alle europäischen Nationen ganz aus der
Nähe zu beobachten und das Gute von ihnen anzunehmen. Daher sympa-
thisiren wir auch am Rhein mit den Franzosen, an der Donau mit den
Türken, an der Nordsee mit den Engländern, an der Ostsee hier und da
sogar noch mit den Russen, — rühmen uns aber zugleich auch allen
Nationen gegenüber irgend einer guten Eigenschaft, die sie nicht haben.
Dem englischen Stolz setzen wir Duldsamkeit entgegen, dem französischen
Leichtsinn gegenüber rühmen wir uns der langsainen Bedächtigkeit, — der
italienischen glühenden Rach
Eifersucht
lichkell und Ruhe, und dem slavischen, gewaltthütigen Despotismus Rechts
sinit und Treue.
europäischen Kriege ihre endliche
Entscheidung
in Deutschland gefunden haben, so ist auch andererseits wieder die Ruhe
durch die Haltung
Unser
Vaterland ist das Herz Europas, alle tieferen Lebenssäfte des Geistes und
Gemüthes gehen von diesem Lebensmittelpunkte aus und in denselben wie
der zurück.
Zonen
und Wissenschaft aller Völker in sich aufnimmt und verarbeitet, so geht
von seinem Geiste, wenn auch oft unmerklich und unsichtbar, der innere
Bildungstrieb über die ganze Erde, gleich einem befruchtenden Thau und
Regen. Was dem Deutschen aber vor Allem Noth thut, ist Vertrauen
zur eigenen Kraft, die mit Gottes Hülfe schon so Großes geleistet hat und
noch Größeres leisten wird, — Kenntniß der eigenen Mittel und hohen
Güter des Vaterlandes, und Brudersinn, der um alle so maunigsaltigen
Lebensrichtungen und Eigenthümlichkeiten im lieben deutschen Vaterlande
das Band der Einheit schlingt und stark wird durch „vereinte Kraft".
Geographie.
Die alte Eintheilung Deutschlands in 10 Kreise, welche seit den Zeiten
Maximilians I. bis zur Auflösung des deutschen Reichs bestanden, verdient
schon deshalb hier angeführt zu werden, weil sie gewiß noch lange int Ge-
dächtniß und int Munde des Volkes bleiben wird. Diese Kreise waren:
1) der obersächsische, welcher das Königreich Sachsen, die jetzige Provinz
Sachsen zum Theil, die Mark Brandenburg und Pommern umfaßte; 2)
der niedersächsische, welcher von dem ehemaligen Königreich Hannover, Holstein
und einigen angrenzenden Ländern eingenommen wird; 3) der westfälische
enthielt die jetzige preußische Provinz Westfalen, Theile von Hannover u. a.;
4) der burgundische, jetzt ganz von Deutschland abgerissen, bildet einen
Theil des Königreichs Belgien; 5) der niederrheinische, welcher vorzüglich
die Länder der drei geistlichen Kurfürsten Mainz, Trier und Kolli enthielt,
gehört jetzt größtentheils zu den preußischen Rheinprovinzen; 6) der ober
rheinische enthielt Hessen-Kassel, Hessen-Darmstadt, Nassau u. a.; 7) der
schwäbische lvird jetzt größtentheils vom Königreich Württemberg und dem
1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
Vn. Deutschland. A. Staaten des Norddeutschen Bundes.
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Großherzogthum Baden eingenommen; 8) der baierische macht den größten
Theil des Königreichs Baiern aus, welches auch die meisten Länder des
ehemaligen 9) fränkischen Kreises, als Anspach und Baireuth, Würzburg
u. s. w.' besitzt; endlich 10 > der österreichische, welcher auch jetzt die eigent-
lich deutschen Staaten von Oesterreich umfaßt. Böhmen, Schlesien und
Mähren, welche jetzt zu Deutschland gerechnet werden, gehörten damals
nicht dazu. Im nördlichen Deutschland verstand man unter „das Reich"
gewöhnlich das südliche Deutschland, vorzüglich Franken und Schwaben.
Jetzt kann man Deutschland nicht anders eintheilen, als nach den verschie-
denen Staaten, aus welchen es besteht, welche wir nun in einer bequemen
Ordnung, mit den Staaten des Norddeutschen Bundes beginnend,
nach einander bedachten wollen.
A. Staaten des Norddeutschen Bundes.
1. Die preußische Monarchie.
Lage. Größe. Grenzen.
Die ganze preußische Monarchie mit Einschluß der Hohenzollernschen
Lande, des Jahdegebiets und der im Jahre 1860 neu erworbenen Länder
liegt zwischen dem 3° 32' und 20° 32' ö. Lg. von Paris und zwischen
dem 47" 30' und 55° 53' n. Br. und umfaßt, nach der Zählung am
Schluß des Jahres 1864 — aber mit Einschluß des Zuwachses von 1866 —
23,578,000 Einw, *); aus 6393 sjm. leben im Staate durchschnittlich
3(387 Menschen auf der ^M. — Bor der Mitte des Jahres 1866 zer-
fiel der Staat in einen größeren östlichen und in einen kleineren westlichen
Haupttheil. Durch die Ländererwerbung in der zweiten Hälfte des genann-
ten Jahres sind beide Haupttheile zu einem Ganzen vereinigt, in welchem
die übrigen Staaten des Norddeutschen Bundes,
gänzlich
umschloss
Grenze des preußischen Staates liegen. Die Grenzen des preußischen
Staates sind somit strenggenommen dieselben wie die des Norddeutschen
Bundes: im Norden die Nordsee, Dänemark (Jütland), die Ostsee; im
Westen die Niederlande und Belgien; im Süden Frankreich mit sehr kurzer
Grenzlinie, die baiersche Pfalz, Hessen-Darmstadt, der Hauptkörper vom
Königreich Baiern und Oesterreich (Böhmen, Mähren und Schlesien); im
Osten Galizien, Rußland (Polen und Litthanen, Gouvernement Kowno).
Bon den Norddeutschen Bundesstaaten liegen an der Nordgrenze deö preußi-
schen Staates Oldenburg und Meklenburg, an der Südgrenze das König-
*) Im Jahre 18(57 nach der Zählung vom 3. December betrug die Gesammt-
bevölkerung 23,967,500 Seelen. Die Zunahme der Bevölkerung war mithin gegen
1864 eine äußerst geringe.
1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
* N
und liefert noch außerdem diel Flachs und Häuf, Taback, und in der
Gegend von Hanau und Witzenhausen Obst und Wein. Der Bergbau
gebt auf Kupfer, Kobalt und Eisen; Kurhessen besitzt einen unerschöpflichen
Verrath von dortresflichem Thon (Großalmerode), der das Material für
zahlreiche Töpfereien liefert; auch ist das Land reich an Bau- und Werk-
steinen und die Waldungen, meist Laubhol;, sind vortrefflich. Auch Salz
wird an mehreren Orten gewonnen. Fabrikthätigkeit findet mau vorzugs-
weise nur in Hanau und Kassel: Wollengespinnfte und Wollentuch werden
hauptsächlich in Hersfeld und die verschiedenartigsten Eisen- und Stahl-
geräthe in der Herrschaft Schmalkalden fabricirt, die Linnenweberei ist über
das ganze Land verbreitet. Die jetzige Provinz Hessen und Franken um-
faßt das ehemalige Kurfürstenthum Hessen mit Ausnahme des Schmal-
kaltener Kreises, der mit zur Provinz Sachsen gezogen worden (s. S. ¿11),
der Enclave Naunheim und anderer an das Großherzogthum Hessen abge-
tretenen Gebietstheile; die nördliche Hälfte der ehemaligen Landschaft
Hessen-Homburg, das Herzogthum Nassau und die Stadt Frank-
furt a. Nt., ferner: der Kreis Wetzlar (45,000 Einw.), die von Baiern
abgetrennten Bezirke Orb und Gersfeld, der großherzoglich hessische
Kreis Biedenkopf, 11 Hjm. mit 33,325 Einw., der Kreis Vöhl,
2,4 Hjm., 5810 Einw.; von dem Kreise Gießen die Gemarkung und
Gemeinde, Culmbach mit Fellinghausen mit -/^Bieber, Franken-
bach, Hermannstein, Königsberg mit Hof Haina, Naunheim,
Rodheim mit ' , Bieber, Waldgermeszusammen 1,2 li>M. mit 5356
Einw., nebst einigen Gemarkungen vom Kreise Vilbel. Zusammen betrug
das durch den Friedensvertrag vom 3. September 1866 an Preußen abgetretene
Land 14,g fichm. mit 47,728 Einw. Die gesammte Provinz enthält mit allen
neuen Erwerbungen, den Kreis Wetzlar hier nicht mitgerechnet, 282,B (Um.
mit 1,362,487 Einw. Zählt man auch noch das Amt Homburg dazu, so
erhält man 284,, Hj M. mit 1,376,109 Einw. Die Hessen, ein ausgezeichnet
kräftiges und tapferes Volk, sind wahrscheinlich die Abkömmlinge der alten
Kalten. Das Land machte lange Zeit einen Theil des großen Frankenreichs
aus und gehörte dann bis in die Mitte des 13. Jahrh, zu Thüringen.
Heiureich 1., Sohn einer thüringischen Prinzessin und eines Herzogs von
Brabant, der Stammvater des ganzen hessischen Hauses, erhielt das Land
1263 und die Landgrafenwürde 1292. Unter seinen Nachfolgern entstanden
mancherlei Theilungen, bis Wilhelm Ii. 1500 wieder zum Besitz .des
Ganzen gelangte. Sein Sohn Philipp der Großmüchige ist durch seinen
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Europa
Braunkohlen gefunden werden. Der schöne Tafelberg, eine der höchsten
Spitzen des Thüringer Waldes, gehört zum Theil in den Kreis Scbmal
kalden. Das Schaumburgische gehört zu deu Weser-Gebirgen. Hauptfluß
ist die Weser, deren Quellflüsse, die Fulda mit der Eder und Schwalm,
und die Werra, die Hauptmasse durchströmen. Die Diemel berührt das
Land im N., die Lahn im Sw.; die Kinzig im S. fließt in den Main.
Die Frtichtbarkeit des Bodens ist sehr verschieden. Am fruchtbarsten sind
die Ebene des Mains, das Werrathal um Eschwege und Witzenhausen, die
Gegend von Kassel, der Schwalmgrund und die Grafschaft Schaumburg.
Zwischen Fulda und Werra liegt mageres Hochland. Sehr dürftig sind
die Flächen deö Reiuhartwaldes; doch hat das Land hinreichend Getreide
und